Fortsetzung

Gleichermassen wäre es läppisch, den Einfluss der Technik in Bausch und Bogen zu leugnen.

akazie

Haltung

Die Freiheit von der Beeinflussung der Kunst durch Technik ist keine moralische Pflicht, sondern ein anzustrebendes Ideal.

Wer die Qualität seiner Arbeit an der radikalen Einhaltung von Prinzipien misst,
tut sich keinen Gefallen.
Ich selbst habe mich jahrelang gweigert, Digitaltechnik zu verwenden und in dieser Zeit
in erster Linie NICHTS getan. Letzten Endes ist die totale Ablehnung moderner Technik (weil sie modern ist...), genauso unfrei wie die erbärmliche Anbetung der jeweils neuesten Geräte-Gadgets durch Technophile Hohlköpfe.
Beides ist eine Haltung der Abhängigkeit von Industrieprodukten und Kultur, die Kunst letztlich belanglos macht.

kunst darf sich nicht an möglichkeiten orientieren
kunst darf keine standards und vor allem keine trends berücksichtigen
 
 
A R S   T O T U M   R E Q U I R I T   H O M I N E M
ak

Eine Gitarristin, die ernsthaft Musik machen will, wird genau das equipment/instrument verwenden,
das ihrer Vision von Klang am besten entspricht.
Oder sie wird zumindest dem verfügbaren (bezahlbaren...) Geräten ihre Vision aufzwingen.
Weder wird sie 2 Jahre Kellnern gehen, um sich eine 1965iger Fender Stratocaster leisten zu können
und ihre Vision so lange warten lassen, noch wird sie sich mit dem sound
des erstbesten Multieffekt-Presets begnügen. Sie wird
nachdenken, organisieren, genau zuhören, suchen, ausprobieren und dem Material genau das entlocken,
was für sie perfekt erscheint.

Ich würde gern Stücke für Streichquartet arrangieren und zusammen mit 2-3 Trommlern und klassischer Metalband auf einer 30meter-Bühne aufführen...

Aber ich kann nicht nur keine Noten schreiben, ich bin auch nicht reich oder anerkannt genug, um die Menschen und das Material für dergleich zu Verfügung zu haben.
Also arrangiere ich Streichersounds und Drumsamples in einem Sequencerprogramm
und nehme die gitarrenspuren dazu auf HardDisk auf.
Nicht, weil ich diese Arbeitsweise vorzüglich finde, sondern weil ich seitdem ich sie benutze, wieder Musik mache, statt nur davon zu reden und andere wegen ihrer Methode geringzuschätzen.

a kunst ist herrschaft über möglichkeiten
nicht jede vision kann jedem material aufgezwungen werden
aber eine vision kann jedem material aufgezwungen werden,
solange sich das material auf die vision zubewegt
und nicht die vision auf das material,
bleibt die kunst unkorrumpiert.

wird fortgesetzt

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fotos und text:
Hartmut Z Noack/Berlin/Fh sept2002

volkspark friedrichshain